
Einführung
Sir Richard Francis Burton, einem weitgereisten Forscher und britischen Konsul, wird folgende Weisheit zugeschrieben. »Broke is a temporary condition, poor is a state of mind.« Wenig oder gar kein Geld zu haben ist ein vorübergehender Zustand, dagegen ist arm zu sein eine Geisteshaltung. Es gibt jede Menge Bücher, Geschichten und Filme über Trader und Investoren, die viel Geld an der Börse verdient, dieses wieder verloren haben und es erneut geschafft haben, wieder ein Vermögen anzuhäufen.
Legendär ist das Zitat von André Kostolany in einem Spiegel-Interview »Meine Kritiker waren noch nicht gezeugt, als ich schon zweimal pleite und zweimal Millionär war.«
Und wie wir aus der Geschichte lernen, schützt selbst ein Nobelpreis nicht vor der Pleite. So erlitt der von den Nobelpreisträgern Scholes und Merton als Direktoren geführte Fonds »LTCM – Long Term Capital Management« – Schiffbruch und wurde schließlich aufgelöst. Aber wie es in der Finanzindustrie oft so ist, kamen die beiden wieder auf die Beine. Merton arbeitet heute als Professor an der Harvard Business School, Scholes verwaltet erneut einen Investmentfonds.
Broke is a temporary condition … dass dem aber nicht immer so ist, zeigt das Schicksal des eingangs erwähnten Jesse Livermore. Seine sagenhaften 100 Millionen US-Dollar (heutiger Gegenwert ca. eine halbe Milliarde US-Dollar), die er am Schwarzen Freitag 1929 erwirtschaftete, verspielte er auch wieder. Bereits fünf Jahre später war er pleite. Das große Finale für ihn kam am 28. November 1940. Livermore erschoss sich im Badezimmer seines Hotels. Angeblich betrug sein Vermögen zu diesem Zeitpunkt immerhin noch 5 Millionen Dollar. Er war zuvor bereits schon drei Mal pleite gewesen und war immer wieder auf die Beine gekommen. Doch dieses Mal war es anders. Das Ausmaß des Verlustes einer so großen Summe an Geld hatte ihn gebrochen. Der Druck, das Verlorene wiedergewinnen zu müssen, war so hoch, dass er diesem nicht standhalten konnte.
So weit sollte es nicht kommen. Das Handeln von Livermore war sehr spekulativ. So auch das Handeln von CFDs. Vergessen Sie nie, CFDs gehören in die Gruppe der Finanzprodukte mit der höchsten Risikoklasse. Aber muss man deshalb die Finger von dem Produkt lassen? Aus meiner Sicht: Nein. Im alltäglichen Leben unternehmen wir ständig Dinge, die gefährlich sind. So zum Beispiel die Teilnahme am Straßenverkehr, das Besteigen eines Flugzeuges oder … . All diese Dinge sind objektiv gefährlich. Doch deren Durchführung ist sozial adäquat anerkannt. Wir versuchen, das Risiko aus der Unternehmung herauszunehmen. Nehme ich zum Beispiel als Fahrradfahrer am Straßenverkehr teil, dann versuche ich, mich durch einen Helm, durch ein Licht und durch Reflektoren zu schützen. Nehme ich als Kraftfahrer am Straßenverkehr teil, dann sorgt die Autoindustrie durch die Erfindung von Airbags, ESPs usw. dafür, die Teilnahme für mich sicherer zu machen. Beim Einsteigen in ein Flugzeug vertraue ich auf die Ingenieurskunst der Entwickler bei Airbus oder Boeing. Autopiloten und weitere moderne Technik machen das Fliegen sicher. Obwohl es ja objektiv gefährlich ist.
Und das Gleiche versuchen wir auch, beim Umgang mit den CFDs zu praktizieren. Etwas objektiv Gefährliches wie ein CFD kann mit dem richtigen Wissen zu einem Werkzeug werden, das zwar nicht ungefährlich ist, aber dennoch ein überschaubares Risiko hat.
Und der Schlüssel zum richtigen Umgang mit CFDs liegt im Risiko- und Money-Management. Nicht der CFD ist das gefährliche. Der CFD wird erst in den Händen des Traders, der mit diesem Produkt nicht umzugehen weiß, zur zerstörerischen Waffe für das Depot. Wie Paracelsus An- fang des 16. Jahrhunderts schon sagte, »alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist«. Nehmen Sie das Salz, mit dem Sie tagtäglich Ihre Speisen würzen. Dieses ist notwendig und gut für uns Menschen. Jedoch kann schon ein Gramm je Kilogramm Körpergewicht für uns Menschen tödlich sein.
Was genau ist Risiko- und Money-Management?
Wie der Name schon verrät, verbergen sich darunter einmal das Risikomanagement und zum anderen das Money-Management. Das eine kann jedoch nicht ohne das andere und so gehen die beiden Bereiche ineinander über.
Ein Sprichwort besagt, dass man sich besser wünschen sollte, in einem Trade investiert zu sein, als dass man tatsächlich in einem Trade investiert ist und sich wünscht, draußen zu sein.
Was ich damit sagen möchte ist, dass es oftmals schwer ist, loszulassen. Denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. So bleiben viele Trader in einer notleidenden Position investiert, ohne diese zu schließen. Mit jedem Tick, den sich die Position gegen den Trader entwickelt, kommen dann die Gewissensbisse, bei denen man sich wünscht, man würde das ganze Spiel nur von der Seitenlinie aus betrachten können, statt investiert zu sein.
Hier einmal eine kleine Tabelle, die zeigt, wie hart man arbeiten muss, um einen gewissen Verlust wieder wettzumachen. Und vergessen Sie nicht, danach haben Sie erst den Break-Even-Punkt erreicht, sprich: Sie sind auf dem Niveau, das Sie hatten, bevor Sie diesen unsinnigen Trade eingegangen sind.
Verlust | .. bis Break Even ... |
---|---|
5% | 5,3 % |
20 % | 25 % |
40 % | 66,7 % |
50 % | 100 % |
90 % | 900 % |
Tatsächlich ist das Risiko- und Money-Management eine der Grundsäulen des Tradings überhaupt. Dies hat zwei Gründe. Einmal scheut der Mensch in der Regel das Risiko. Erklären lässt sich das vereinfacht ausgedrückt so, dass unser Gehirn sich gerne auf den ausgetretenen Pfaden bewegt. Das heißt, es fühlt sich in Situationen, die es kennt, wesentlich wohler als in unbekannten, neuen Situationen. Trading ist aber ein Geschäft, in dem sich nahezu ständig etwas ändert. Schauen sie sich einmal einen Chart (eventuell im Minuten- oder Tick-Chart) in einem sich schnell bewegenden Markt an. Dort ist ständig Bewegung. Es scheint so, als würde sich jede dieser Bewegungen von der anderen unterscheiden. Nichts scheint vorhersehbar. Dies versetzt unser Gehirn in Stress. Hier ist nichts mit ausgetretenen Pfaden, denn es ist eben nicht so, dass unser Gehirn dies genauso schon hundertfach gesehen hätte. Auch wenn ich am Ende mit meiner Entscheidung richtiggelegen habe, ist der Weg der mich dorthin geführt hat, jedes Mal ein wenig anders. Es ist nichts Verlässliches, auf das unser Gehirn aufbauen kann.
Daraus resultiert wohl, dass viele (»Privat/Hobby«-)Trader die Gewinnpositionen zu früh schließen. Getreu dem Motto »Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach« schneiden sie sich so den Weg zu den profitablen Trades ab.
Bevor ich jedoch in die luxuriöse Situation gelange, mir darüber Gedanken machen zu können, ob ich einen Gewinn-Trade laufen lasse oder nicht, sollte das Augenmerk auf etwas anderes gerichtet sein. Nämlich darauf, dass mein Trading-Konto möglichst lange am Markt überlebt, damit ich auch die notwendigen Erfahrungen sammeln kann. Mit anderen Worten, ich muss darauf achten, meine Verlustseite in den Griff zu bekommen.
Es ist ein faszinierendes, aber häufig anzutreffendes Phänomen, dass viele Trader es nicht schaffen, die Gewinne laufen zu lassen, aber dann, wenn der Trade notleidet, sprich: wenn dieser in der Verlustzone steckt, die Verluste nicht begrenzt werden. Es scheint also weniger schmerzhaft zu sein, Verluste laufen zu lassen. Das dürfte wohl daran liegen, dass die Hoffnung sprichwörtlich zuletzt stirbt. Oft keimt bis zum Margin Call die Hoffnung auf, dass sich die verlustreiche Position doch noch drehen könnte und sich alles zum Guten wendet. Die Realität sieht meist anders aus.
Oft wird dann versucht, mit gefährlichen Mitteln, wie zum Beispiel dem Nachkaufen im Verlust, also dem Verbilligen einer Position, die Kuh wieder vom Eis zu bekommen. In vielen Fällen gelingt dies jedoch nicht. Darum gilt die Regel: Achten Sie auf Ihr Risikomanagement! Denn das Einzige, was Sie beim Trading wirklich kontrollieren können, ist die Höhe des Verlustes! Die Höhe des Gewinns können Sie nicht beeinflussen!
Nähern wir uns doch jetzt einmal genau dem Thema Risikomanagement an. Risikomanagement kann man auch anders ausdrücken. Man könnte auch fragen, wie weh darf es denn heute tun?
Risikomanagement
Klar schmerzen Verluste. Aber diese gehören mit zum täglichen Leben an der Börse. Doch das Risiko und damit auch der Verlustschmerz lassen sich unter normalen Marktbedingungen sehr gut kontrollieren.
Unter Risikomanagement verstehe ich auf der einen Seite das Managen des Risikos, das ich mit jedem einzelnen Trade eingehe. Es geht schlichtweg um das Setzen eines Stopps. Ich muss einen Zeitpunkt respektive ein Preislevel finden, an dem ich mir selbst eingestehen muss, dass meine Analyse falsch war oder sich nicht so wie erwartet entwickelt. Dies ist der Zeitpunkt, aus dem Trade auszusteigen. Dieser Zeitpunkt darf natürlich nicht so weit entfernt sein, dass ein Viertel oder die Hälfte meines Kontos dahingeschmolzen ist.
Über die richtige Größe des Risikos kann man sich streiten. Weitläufig ist zu hören, dass man das Risiko auf 2 Prozent pro Trade festlegen sollte. Dafür spricht, dass dies ein Level ist, bei dem man auch mit einem kleinen Konto noch relativ viel Ertrag erwirtschaften kann.
Dagegen spricht, dass im institutionellen Bereich das Risiko oft wesentlich geringer ist, manchmal sogar bei 0,25 Prozent oder 0,5 Prozent liegt. Halten wir also fest, dass das Risiko irgendwo im Bereich zwischen 0,5 Prozent und 2 Prozent liegen sollte.
Was kann ich jetzt mit dieser Information anfangen? Ganz einfach, ich kann rechnen. Nehmen wir als Beispiel ein kapitalisiertes Konto mit 10.000 Euro.
Ich möchte nun einen DAX-CFD bei einem Punktestand von 10.000 Punkten kaufen. Mein Stopp soll 40 Punkte entfernt sein. Mein Risiko soll 1,25 Prozent betragen.
Liege ich damit noch im Bereich meines Risiko-Managements?
Beginnen wir zu rechnen:
10.000 Euro Kapitalisierung. Hierbei sind 1,25 Prozent auf das Gesamtkapital gesehen 125 Euro.
(10.000 Euro * 1,25) / 100 = 125 Euro
Bei einem CFD auf den DAX entspricht in der Regel ein Punkt Bewegung im DAX einem Euro. Dies bedeutet: Solange ich mit meinem DAX-CFD innerhalb der 125 Euro = 125-Punkte-Spanne vom Einstiegskurs zum Stoppkurs liege, gehe ich mit meinem definierten Risiko konform. Das bedeutet, dass das Risiko der 40 Punkte Abstand zum aktuellen Kurs mit meinem Money Management in Einklang steht.
Nehmen wir ein weiteres Beispiel. Ich möchte Aktien-CFDs auf die Daimler-AG-Aktie kaufen. Der Kurs steht bei 50 Euro und ich möchte meinen Stopp 1,50 Euro entfernt setzen, also bei 48,50 Euro. Sagen wir, ich möchte 50 Stück dieser Aktie kaufen.
Auch bei der Aktie partizipiere ich beim CFD eins zu eins an der Kursbewegung. Dies bedeutet, dass ein Euro Bewegung in der Aktie einem Euro Bewegung im CFD entsprechen.
Es bleibt bei den obigen Konto- und Risikovorgaben, nämlich bei der Kapitalisierung von 10.000 Euro und dem Risiko von 1,25 Prozent, was 125 Euro entspricht.
Wir haben 50 Aktien-CFDs und ein Stopp von 1,50 Euro. Dies bedeutet, dass wir ein Risiko von 75 Euro haben. (50 Aktien * 1,50 Euro = 75 Euro)
Damit würde ich auch bei diesem Trade im Bereich meiner Risikovorgabe bleiben.
Ich könnte sogar beide Trades zusammen eingehen und wäre noch immer im Bereich meiner Risikovorgabe von 1,25 Prozent. Denn 40 Euro für den CFD auf den DAX mit einem Stopp-Abstand von 40 Punkten = 40 Euro plus den 75 Euro Stopp-Abstand für den CFD auf die Daimler AG ergibt 115 Euro. Damit überschreiten wir das Gesamtrisiko von 125 Euro (10.000 Euro * 1,25 Prozent) nicht. Sie müssen das Risiko immer als Gesamtrisiko sehen, sprich: auf die komplette Kontogröße beziehen. Alle Trades, die gerade laufen, zusammenaddiert sollten das von Ihnen gewählte Gesamtrisiko nicht überschreiten.
Money-Management
Auf der anderen Seite geht es im Money-Management darum: Wie viel Kapital – bezogen auf mein Trading-Konto – setze ich pro Trade überhaupt ein?
In unserem konkreten Fall geht es darum, wie viele CFDs ich eigentlich handeln darf. Wie kann ich herausfinden, wie viele Positionen ich bei meinem Risiko kaufen darf?
Hierfür gibt es eine Formel, in die wir einfach unsere Parameter einsetzen.
Die Formel lautet:
Anzahl der Kontrakte = maximales Risiko * (Kontogröße / Risiko in Euro)
Setzen wir in die Formel ein, wie viele CFD-Kontrakte ich im obigen Beispiel hätte kaufen können. Unser maximales Risiko betrug 1,25 Prozent. Unser Konto war 10.000 Euro groß und riskieren wollten wir einen Punkteabstand von 40 Punkten gleich 40 Euro.
Anzahl der Kontrakte = 0,0125 * (10.000 / 40)
Anzahl der Kontrakte = 3,125
Wir runden grundsätzlich immer ab. Das bedeutet, dass wir mit dem 10.000-Euro-Konto und einem Risiko von 1,25 Prozent und einem Stopp-Abstand von 40 Punkten drei CFDs hätten handeln dürfen.
Das gleiche Beispiel mit dem CFD auf die Daimler-AG-Aktie.
Unser maximales Risiko betrug 1,25 Prozent. Unser Konto war 10.000 Euro groß und riskieren wollten wir einen Stopp mit einer Entfernung von 1,50 Euro.
Anzahl der Kontrakte = 0,0125 * (10.000 / 1,5)
Anzahl der Kontrakte = 83,33
Da wir grundsätzlich immer abrunden, bedeutet dies, dass wir mit dem 10.000-Euro-Konto und einem Risiko von 1,25 Prozent und einem Stopp-Abstand von 1,5 Euro 83 CFDs hätten handeln dürfen.
Verstehen Sie das jetzt aber bitte nicht falsch. Die beiden eben errechneten Ergebnisse schließen sich gegenseitig aus. Entweder die eine Position oder die andere. Nicht beide gleichzeitig. Denn wir haben hier gerade die maximal mögliche Anzahl von Kontrakten ausgerechnet.
Darüber hinausgehend sollte man sich auch ein Tageslimit setzen. Wenn zum Beispiel zwei Trades in Folge mit voller Ausschöpfung des Risiko-Limits gegen mich gelaufen sind, sollte man sich überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre, den Handelstag zu beenden. Die Grenze hierfür muss aber jeder für sich selbst bestimmen.
Fazit
Das Einzige, was Sie beim Trading wirklich halbwegs kontrollieren können, ist die Höhe Ihres Verlustes. Also achten Sie darauf, dass Sie nicht mehr riskieren, als Ihr Konto verkraftet. Sie sollten auf der einen Seite das Errechnen des Risikos beherrschen und auf der anderen Seite wissen, wie viele Positionen Sie mit Ihrem Konto traden können.
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